„Ich melde mich freiwillig“ war ein Satz, der bei der Mitgliederversammlung des ATC Rieste am Donnerstagabend im Vereinsheim mehrfach zu hören war. Und dies von jungen Leuten, als es um die Verteilung der Vorstandsämter ging. Bis auf den Posten des Platzwartes, der auch in dieser Wahlperiode vakant bleiben musste, gingen somit die Vorstandswahlen zügig mit jeweils einstimmigen Voten durch die Mitglieder über die Bühne. Michael Kuschel wurde in Abwesenheit zum neuen ersten Vorsitzenden und damit Nachfolger von Manfred Kotte gewählt. Als stellvertretender Vorsitzender stellte sich Stefan Funke zur Verfügung. Kassenwartin Lena Steinkamp sowie Sportwartin Lena Krämer werden ihre Ehrenämter weithin bekleiden. Jugendwart wurde Robert Heckmann und Niklas Thye ließ sich zum Schriftführer wählen. Bei dieser Jahreshauptversammlung waren allerdings nicht die Formalien des Vereinsrechtes der Schwerpunkt. Für die Tennissportler galt es diesmal Abschied zu nehmen. Der langjährige Vorsitzende Manfred Kotte hatte sich im Sommer entschieden, seiner 30-jährigen Amtszeit keine weitere Periodefolgen zu lassen. Um die Ehrung des Landessportbundes für diese lange Zeit der Vereinsarbeit an führenden Stelle vorzunehmen, war Winfried Beckmann nach Rieste gereist. Einen „ganz jugendlichen Eindruck, das gibt es nicht oft, dass so viele junge Leute sich für den Verein engagieren“, bestätigte der Vorsitzende im Kreissportbund Osnabrück Land zunächst der Gemeinschaft. Im Rahmen seiner Laudatio beschrieb Winfried Beckmann den ausgeschiedenen Vorsitzenden als einen „Mann, der Geschichte geschrieben und eine ganze Ära geprägt hat”. Ein „Rechnungsmensch“ sei Manfred Kotte, der es nach sechs Jahren Amtszeit als Vorsitzender geschafft hatte, die Schulden des Vereins für die Errichtung der Tennisanlage komplett zu tilgen. Mit „Genusswünschen auch für die Gartenarbeit“, für die Manfred Kotte nun verstärkt Zeit besitzen wird, sowie nach Übergabe der Urkunde nebst silberner Ehrennadel vom Landessportbund, dankte Winfried Beckmann für die geleistete Arbeit. Auch Markus Hörnschemeyer attestierte für den Rat und die Gemeinde Rieste dem scheidenden Vorsitzenden eine „hervorragende Arbeit, die man nicht hoch genug würdigen kann“. Manfred Kotte habe viele Sachen für den Verein auf den Weg gebracht und teilweise auch in Diskussionen über Fördermöglichkeiten gekämpft. „Das zeigt uns allen, mit welcher Leidenschaft du dabei warst“, so Markus Hörnschemeyer abschließend. Vom neu gewählten Vorstand kam ebenfalls Dank für das Engagement und die Leidenschaft. „Du hast große Fußstapfen hinterlassen. Wir werden dich sicherlich das eine oder andere Mal noch anrufen“, teilten die jungen Vorstandsmitglieder ihrem nun ausgeschiedenen Vorsitzenden schon mal mit. „Nach so vielen Ehrungen ist es schon ein eigenartiges Gefühl, nach 30 Jahren sich das Geschehen aus der Mitgliedsperspektive anzusehen“, eröffnete Manfred Kotte seine persönlichen Worte des Abschieds. „Den Dank werte ich mal so, dass es mir nicht so geht, wie Angela Merkel, von der man sagt, sie hat den richtigen Zeitpunkt zum Gehen verpasst“. Die Zeit habe ihm sehr viel Spaß gemacht, auch aufgrund der Unterstützung von Vorstandkollegen, die selbst lange im Vorstand mitgearbeitet haben. Manfred Kotte ist erst der dritte Vorsitzenden in der Vereinsgeschichte und bekannte, dass er bei der Bekanntgabe seiner Entscheidung, nicht wieder für den Vorsitz zu kandidieren, „schon die Tränen verdrücken musste. Das mag auch zeigen, dass ich mit Leidenschaft die 30 Jahre dabei war“. Höhen und Tiefen habe es gegeben, als es ab 1989 mit der Anlage losging, der Verein in Zeiten des von Steffi Graf und Boris Becker ausgelösten Tennisbooms rasant auf über 160 Mitglieder anwuchs, berichtete Manfred Kotte. Dieser Boom habe jedoch nicht ewig angehalten und der Verein sei mit aktuell 125 Mitgliedern erst langsam wieder auf dem Weg, an die vergangenen Tage anzuknüpfen. „Heute sind Aufnahmegebühren von 150 DM unvorstellbar und alle Mitglieder mussten auch fünf Arbeitsstunden leisten. Wir hatten damals Putzpläne, die zwei Damen pro Woche zur Pflege der Anlage verpflichteten. Winter- und Sommerfeste mit den Nachbarn sind ebenfalls Geschichte“, beschrieb Manfred Kotte den Wandel innerhalb seiner 30 Amtsjahre. Zu den Tiefen seiner Amtszeit zählte er den Tod seiner Vorstandskollegen Eduard Kotte und Helmut Hörnschemeyer. Manfred Kotte scheidet pflichtbewusst aus seinem Amt aus. Die anstehende Körperschaftssteuererklärung an das Finanzamt, hatte er noch auf den Weg gebracht. Bei einem zeitnahen geselligen Beisammensein mit dem neu gewählten Vorstand wird er dann noch die letzten Aktenordner übergeben. Der Vorsitz beim Tennisclub war übrigens nicht sein einziges Ehrenamt. 28 Jahre im Kirchenvorstand, 12 Jahre als Vorsitzender des Pfarrgemeinderats sowie über 25 Jahre bei der Feuerwehr hatten eine vielfache Abwesenheit vom Familienleben zur Folge. Dies soll nun anders werden.
Auszug aus derm Bersenbrücker Kreisblatt der Neuen Osnabrücker Zeitung vom. 8.11.2019 von Holger Schulze(Abgerufen 18.11.2019)